
Abbau statt Aufbau – Geriatrische Reha-Versorgung in Gefahr
Bundesverband Geriatrie mahnt bedarfsgerechten Ausbau der geriatrischen Rehabilitationskapazitäten an
Berlin, 20.02.2025 – Die Versorgungssituation in der geriatrischen Rehabilitation wird aktuell den Anforderungen der alternden Gesellschaft nicht gerecht. Dies ist das Ergebnis einer neuen Erhebung des Bundesverbandes Geriatrie unter seinen Mitgliedern. „Die Zahl der belegten Betten in der stationären Rehabilitation ist leicht gesunken, während die Bettenanzahl in der ambulanten geriatrischen Rehabilitation auf niedrigen Niveau stagniert“, erläutert Geschäftsführer Dirk van den Heuvel. „Daraus kann man nur den Schluss ziehen, dass die medizinische Versorgung derzeit noch nicht auf die Babyboomer vorbereitet ist.“
Stagnation und Rückgang
Im Bundesverband Geriatrie sind ca. 400 Kliniken für Geriatrie sowie geriatrische Rehabilitationskliniken organisiert, die über 23.000 Betten bzw. Behandlungsplätze aufweisen. Konkret sank die Zahl der belegten Betten in der stationären Rehabilitation von 4.572 im Jahr 2019 auf 4.242 im Jahr 2024. In der ambulanten geriatrischen Rehabilitation blieb diese Zahl mit 221 (2019) zu 224 Behandlungsplätzen (2024) ungefähr gleich – wobei 224 Plätze für die gesamte Bundesrepublik ein äußerst niedriger Wert ist.
Zwar hat sich der Umfang der Plätze in der stationären Rehabilitation nach dem Rückgang durch die Corona-Pandemie wieder etwas erhöht, doch kann sich die Gesundheitspolitik damit nicht zufriedengeben, meint van den Heuvel: „Durch den demografischen Wandel stehen die Zeichen deutlich auf Ausbau, nicht auf Stagnation oder Rückgang der altersmedizinischen Versorgung.“ So ist zum Vergleich von 2019 bis 2023 der Anteil der Über-80-Jährigen an der Bevölkerung um 7,8 Prozent gestiegen. (Quelle: Destatis, eigene Berechnungen) Diese Entwicklung wird sich – beschleunigt – weiter fortsetzen.
Obwohl die geriatrische Reha seit 25 Jahren im SGB V garantiert ist, hat sie schon lange mit Unterfinanzierung zu kämpfen. Einige Einrichtungen mussten ihre Leistungen herunterfahren oder sogar schließen. Der Grund: Geriatrie ist personalintensiv und die Mehrkosten durch Tariferhöhungen konnten viele Einrichtungen in der jüngeren Vergangenheit in ihren Verhandlungen mit den Krankenkassen zu den Vergütungssätzen nicht entsprechend refinanzieren. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele Vergütungssätze bereits in der Vergangenheit nicht kostendeckend waren und darüber hinaus oftmals ein deutlicher Investitionsstau in den Kliniken besteht.
Jede Reha ist wichtig
Doch fehlende Kapazitäten führen zu einer Unterversorgung, insbesondere auch bei den dringend benötigten Anschlussheilbehandlungen, die im besonderen Maße bei hochaltrigen Menschen Pflegebedürftigkeit verhindern bzw. vermindern können. Zudem entstehen so unnötig längere Krankenhausaufenthaltszeiten, die zusätzliche Risiken für die Selbstständigkeit und Leistungsfähigkeit der betroffenen Menschen beinhalten.
Deshalb ist jede geriatrische Rehabilitationseinrichtung wichtig, denn sie verschafft älteren Patientinnen und Patienten einen wichtigen Zugang zu mehr Selbstbestimmung und Teilhabe. Davon kann die gesamte Gesellschaft profitieren. „Dass die Babyboomer nun im Rentenalter ankommen, ist eine Tatsache“, resümiert van den Heuvel. „Krankenkassen, Politik und Gesellschaft müssen wesentlich aktiver werden, um die medinische Versorgung betagter und hochbetagter Menschen zu gewährleisten.“
Quelle: Pressemitteilung des Bundesverbands Geriatrie e.V.