Besuch des EUTB®-Angebots in Friedrichshagen
Am 10. November 2023 traf sich Catrin Wahlen, Sprecherin für Inklusion und Senior*innen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus (AGH),in den Räumen der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB®) Berlin Treptow-Köpenick beim BBV e.V. in Friedrichshagen mit den beiden Berater*innen Antoaneta Nouvertné und Jan Kajnath. In Friedrichshagen besteht dieses Angebot in Trägerschaft des Berliner Behindertenverbandes (BBV) seit 1. Januar 2023. Bundesweit gibt es rund 500 EUTB®-Angebote. Das sind niedrigschwellige Beratungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen und ihre An- bzw. Zugehörigen, die der Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen verpflichtet sind. Die Peer-Beratung ist ein zentrales Merkmal der Arbeit von EUTB®-Angeboten. Sie werden vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) nach § 32 SGB IX gefördert.
Die Themen, mit denen Ratsuchende in die EUTB®-Beratung kommen, sind sehr vielfältig und so verschieden wie die Menschen selbst. Dabei gibt es auch ganz klare Grenzen: EUTB®-Berater*innen dürfen weder Rechtsberatung im Einzelfall noch Betreuung durchführen, wie die Berater*innen erläutern. Hier verweisen sie in der Regel an weitere Verbände, oft auch Fachverbände. Es gibt auch Anliegen, bei denen eine tiefgreifendere Beratung und Begleitung notwendig sind und eine Abfolge von Beratungsterminen erforderlich werden, wie Antoaneta Nouvertné erläutert. Häufig kommen Menschen mit Fragen rund um das Thema Assistenz oder auch zu Schule und Kita zu ihnen.
Gerade beim Thema Persönliche Assistenz sieht Jan Kajnath in seiner Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzender des BBV e. V. eine Schieflage, denn die Tarifvereinbarung für Assitent*innen, die im Arbeitgeber*innen-Modell beschäftigt werden, hat die Senatsverwaltung nur bis Ende 2023 anerkannt. Ein eklatanter Missstand von Anfang an, der auch Catrin Wahlen seit einiger Zeit beschäftigt (s. Plenarprotokoll 19/17 vom 6. Oktober 2022 und schriftliche Anfrage vom 16. Mai 2022).
Daneben kommen auch Menschen in die Beratung, die sich zu den Themen Arbeit und Ausbildung informieren wollen – auch Menschen aus Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM): So sind auch das Budget für Arbeit und das Budget für Ausbildung häufig Inhalte von Beratungen. Der Knackpunkt ist hier, dass sich die Renten, die WfbM-Beschäftigte nach 15-jähriger Tätigkeit erhalten, sich am bundesweiten Durchschnittslohn orientieren und somit oft weit über dem liegen, was die Menschen nach einer Tätigkeit auf dem offenen Arbeitsmarkt erhalten würden.
In Berlin gibt es ein gut funktionierendes Netzwerk der EUTB®–Berater*innen, die oft ihre eigenen Schwerpunkte haben. Anfragen können so auch gemeinsam bearbeitet werden. Auch die Zusammenarbeit mit den Behörden funktioniert in der Regel gut – auch bei gegenseitigen Verweisen. In diesem Zusammenhang betonen die beiden Berater*innen, dass die EUTB® die Beratung anderer Träger, auch der Leistungsträger, ergänzt, aber nicht ersetzt.
Catrin Wahlen dankt Antoaneta Nouvertné und Jan Kajnath, dass sie ihr einen Einblick in ihre Arbeit gegeben haben und äußert die Hoffnung, dass dieses niedrigschwellige Angebot lange bestehen wird.